Wie fängt man einen Text an, der in der ersten Woche eines neuen Jahrzehnts entsteht?
Eine Frage die, man sich definitiv stellen könnte, wenn es einen Unterschied machen würde, zu letzter Woche oder dem letzten Text dieses Blogs.
Also habe ich beschlossen dieses Jahrzehnt damit zu beginnen, euch zu erklären wer ich bin, warum ich immer so eine große Klappe habe und der Meinung bin, dass 85 % aller SV Trainer euch nicht die Wahrheit erzählen und warum sie selbst nicht wissen, warum es nicht die Wahrheit ist.
Ich steh’ wirklich ungern im Mittelpunkt aber trotzdem erstmal zu mir:
Leider bin ich weder Ex Soldat noch Polizist noch habe ich eine ellenlange Karriere bei einer Spezialeinheit hinter mir. Also damit kann ich meine Vita leider nicht aufhübschen. Hmm, also was befähigt mich, außer etliche Jahre Erfahrung im Kampfsport und im speziellen in Krav Maga dazu, euch erzählen zu wollen, wie der Hase läuft.
Naja, fangen wir klein an: mittlerweile arbeite ich seit über 20 Jahren im Sicherheitsbereich. „Oh jetzt kommt’s… der dicke Typ bewacht Notausgangstore im Stadion“.Nein, liebe Neider und Hater … mit Nichten!
Ich war jahrelang Einsatzleiter bei Großevents, im Bundesligafussball und Sicherheitsmann in etlichen Clubs unserer schönen Region.
Behaupten wir mal ich habe viel Gewalt live erlebt, war auch schon in diverse unschöne Situationen verstrickt und ich hab’ genug abbekommen, um zu wisse, dass sich Gewalt nicht grossartig wissenschaftlich aufarbeiten lässt. Auch wenn viele da draußen es anders sehen, die meisten dürften in dieser Richtung keine bis minder reelle Erfahrungen haben. Jetzt wird der ein oder andere denken… “klar ein Asozialer, der sich gerne schlägt”.
Aber nein! Das ist auch nicht richtig. Ich bin weder krass auf der Street aufgewachsen, noch hab’ ich viele komische Freunde gehabt.
Ich bin schlicht Realist und weiß, wann ich Mist erzählt bekomme und sich eine Situation schlicht nicht mehr mit Worten lösen lässt.
Befähigt mich das jetzt unbedingt dazu ein Urteil über andere Menschen zu fällen? Ich würde sagen nein.
Also weiter mit der Thematik Krav Maga, warum ich das gewählt habe und warum ich mich nur noch mit dieser einen Art der Selbstverteidigung beschäftige.
Meine erste Krav Maga Stunde absolvierte ich im Jahr 2003 in einer der ersten Schulen der Region, welche Krav Maga anbot.
Leider musste ich feststellen, dass die Ausführung des dort gelehrten Krav Maga recht wenig mit dem zu tun hatte, was ich später bei diversen israelischen Trainern gesehen habe. Alles war verspielt und für meinen heutigen Geschmack etwas zu „fancy“ aber das Training war hart und ich danke meinem damaligen Trainer Christian noch immer für die dort eingeschliffenen Basics.
Danach kam meine erste Ausbildung zum Krav Maga Trainer in 2009 und auch da war ich, nicht wirklich überzeugt. Klar müssen Systeme sich entwickeln aber heute die Technik, morgen die Änderung und die Grundlagen sind egal, Hauptsache die 24ste Version der Armbefreiung sitzt … no auch nix für mich!
Also, klarer Fall, die Israelis mussten her. Masterlevel direkte Abstammung von Imi, das war’s das sollte es richten. Das Einzige, was es richtete, war mein Bankkonto. Der technische Ansatz kam einem, aus heutiger Sicht, antiquiert und ein bisschen auf Gewinnmaximierung ausgelegt vor.
Also, wohin mit meinen Ambitionen?
Wohin mit meinem Wunsch, Leute für den Ernstfall vorzubereiten und ihnen eben nicht, nur durch tolle Techniken und noch tollere Erklärungen, das Geld aus der Tasche zu ziehen?
Nach einer Zeit als freier Trainer kam ich dann in 2018 in Kontakt mit Lior Offenbach.
Er trainierte und unterrichtete, wie ich es mir vorstellte.
Logik vor Märchenstunde, Training statt BlaBla und ich fand meine Heimat in seinem Verband der CKMI, wo ich heute Trainer innerhalb Deutschlands ausbilde und zum für Deutschland zuständigen Direktor ernannt wurde.
Seit ich Krav Maga trainiere und unterrichte, vertraue ich auf die Grundlagen des Systems.
Diverse Dinge und Reflexartige Handlungen aus dem System, haben mir schon den Hintern gerettet.
Es waren immer die einfachen Sachen, nicht der abgefahrene „da geht aber noch ein Doppelsalto Bullshit“ sondern die Grundlagen und die dahinter stehenden Logiken.
Und diese realistischen Erfahrungen lassen mich meine Wahl des Systems trotz der vielen negativen Beispiele nicht bereuen.
Zusammenfassend berechtig mich mein Weg, meine Leistung und das, was ich auf die Beine gestellt habe, trotz aller Widrigkeiten, dazu auch eine Meinung haben zu dürfen. Auch wenn Sie sicher kontrovers diskutiert werden wird.
Womit wir zu meiner Lieblingsthematik kommen: redest du noch oder trainierst du schon?
In der heutigen Zeit wird sehr viel geblendet und die Generation YouTube und Instagram lassen sich auch gern „influencen“. Ich sage ja immer böse: das ist alles ***, aber dafür bekäme ich auf YouTube sicher einne Abmahnung, oh sorry ein Strike.
Online lernen, als Erweiterung zum normalen Training – super Sache. Verkauft wird es aber als: „zum Held in 12 Stunden” – daheim vorm Laptop hockend.
Instagramposts mit einfachen Technik-Erklärungen, bei denen die einfachsten Zusammenhänge fehlen. Aber ganz wichtig: immer dazu schreiben oder sagen, dass DAS der Ultimative Weg ist, nur SO geht es und nur, wenn ihr euch ein Programm kauft, werdet ihr so cool, wie das abgebildete Model.
Keiner merkt, dass da gar kein Inhalt drin ist, oder sogar gar kein Inhalt drin sein soll, weil was soll passieren? Du sollst Geld ausgeben.
In Zukunft kommen auch von unserer Seite solche Inhalte, aber mit Wert und dem ewigen Zusatz: “nur wer trainiert, kann besser werden und nur wer trainiert kann auch wirklich in einer reellen Situation bestehen”.
Eure Trainingsstädte, egal wie gut sie ausgestattet ist, egal wieviel Schutzausrüstung ihr nutzt, ist immer nur eine Sandbox, eine Simulation. Es ist nicht die Wirklichkeit und für die Wirklichkeit müsst ihr mehr machen als euch „influencen“ zu lassen.
Zu guter Letzt, warum sagen euch andere nicht die Wahrheit? Die Antwort ist einfach: sie leben in ihrer Sandbox in ihrem kleinen Kosmos, sie trainieren dort, sie eifern ihren Vorbildern nach und hinterfragen nicht die großen Namen. Selbst in Schulen in denen Techniken auf Funktion getestet werden, ist es nicht die Wirklichkeit.
Denn die hat weder ein Netz noch doppelten Boden oder einen Helm auf.
In diesem Sinne auf ein realistisches Jahrzehnt, auf Inhalte, auf Respekt und dem kleinen bisschen Hoffnung, dass Schüler nicht nur dafür da sind, eure Teller zu füllen.
Euer Michel